Kunstauktion für Jinotega

Freundschaft in Zeiten des Aufruhrs: Wie Solingen den Kontakt nach Nicaragua hält

Hans Wietert-Wehkamp (v.l.), Janine Werner (Güterhallen Solingen e.V.) und Dr. Jan Boomers (Organisator der Kunstauktion) mit einem Originalfoto des bekannten kubanischen Fotografen Alfredo Sarabia Junior: Bei der Auktion für den guten Zweck gibt es sehenswerte Kunst.

Die Zusammenarbeit war schon mal leichter. Seit in Nicaragua politische Proteste unterdrückt und Initiativen verboten worden sind, ist es für die Solinger Jinotega-Freunde sehr schwierig geworden, vor Ort zu helfen. Warum sie trotzdem weitermachen – und jetzt wieder Kunst versteigern.Jutta Schreiber-Lenz

Solingen. Seit 40 Jahren gibt es den Förderverein Freundschaft mit Jinotega. Eine lange Zeit. Eine Zeit, in der viele Projekte und Aktionen in Nicaragua umgesetzt wurden.

In den letzten Jahren wurden die Arbeit und der Austausch zunehmend schwierig. Das ST berichtete mehrfach über die Versuche des Solinger Vereins, Kontakte aufrechtzuerhalten. Das Auswärtige Amt etwa spricht von „der gewaltsamen Unterdrückung von Protesten“ oder der Inhaftierung politischer Gefangener.

Kunst für den guten Zweck

Der Solinger Verein versucht, seine Arbeit dennoch fortzusetzen. Jetzt wird wieder Geld für Hilfsprojekte gesammelt: Der Förderverein lädt zum 37. Mal zu einer Kunstauktion ein. Gemeinsam mit der hiesigen SPD sowie den Güterhallen werden im Atelier Pest-Projekt 24 Bilder versteigert.

Das übernehmen federführend Organisator Dr. Jan Boomers sowie Hans-Werner Bertl. Die Bilder haben Künstlerinnen und Künstler aus Solingen sowie der nahen und fernen Umgebung kostenfrei zur Verfügung gestellt. „Der Erlös fließt eins zu eins in unsere Hilfsprojekte“, sagt Boomers.

Ergänzt wird die Auktion durch Werke, die derzeit im Atelier Pest-Projekt zu sehen sind. Der Verkaufspreis dieser Arbeiten geht zur Hälfte an den Förderverein.

Termin für „Kunst für Nicaragua“:

• Sonntag, 19. Oktober, ab 11 Uhr, Atelier Pest-Projekt, Güterhallen

Künstler Thorsten Richartz ist der Erschaffer von eindrucksvollen Soundcollagen.

Quelle: Christian Beier

Die Arbeit ist stark eingeschränkt

Die regelmäßige Auktion ist für den Förderverein und seine Arbeit nicht wegzudenken. Er unterstützt damit vor Ort in Jinotega. Oder unterstützte? Seit dem Regierungswechsel 2022 ist vieles anders.

So arbeitete der Solinger Freundschaftsverein jahrzehntelang mit dem Bildungsverein La Cuculmeca zusammen. 32 Jahre sorgte dieses Bildungszentrum für einen gerechten Zugang zu Schule und Ausbildung, setzte sich auch für eine nachhaltige Landwirtschaft unter Einbeziehung der Landbevölkerung im Departement Jinotega ein.

Ausbildung und Austausch, Ökologie und Praktika

Diese Arbeit trug viele Jahre dazu bei, dass junge Menschen auf dem Land einen Schulabschluss erwerben konnten. Weiterhin ging es um die Förderung energieeffizienter Technologien wie Öko-Öfen, Kleinbiogasanlagen oder Solaranlagen sowie Wasserversorgung – mit dem Ergebnis, dass sich die Lebensbedingungen vieler Menschen verbesserten.

Die Arbeit des Fördervereins verband außerdem durch Austausch, Reisen, gegenseitige Besuche oder Praktika. Seit einigen Jahren ist all das so nicht mehr möglich. Der Verein La Cuculmeca musste aufgelöst werden, viele Menschen flohen vor dem autoritären Regime, sind teils außer Landes.

Was kann der Freundeskreis noch bewirken?

Was also geht überhaupt noch? „Viel“, sagt Hans Wietert-Wehkamp, der langjährige Vorsitzende des Vereins. „Wir kümmern uns um die in die Nachbarstaaten geflüchteten Menschen und haben da mittlerweile auch gute Netzwerke aufgebaut“

Die Stärkung der nicaraguanischen Zivilgesellschaft im Heimatland, aber auch etwa in Costa Rica sei wichtig, auch der Aufbau von internationalen Partnerschaften mit San Lorenzo (Honduras) und Upala (Costa Rica). Die Organisation Asociación Azomalli in Costa Rica gilt als Nachfolgeorganisation des in Nicaragua inzwischen verbotenen Bildungsvereins – er könne auf Solingen zählen.

Zum 40. Geburtstag des Vereins Freundschaft mit Jinotega gibt es in diesem Jahr mehrere Veranstaltungen. Eine Sound-Collage von Thomas Richartz, der Bilderwelten aus den vergangenen 40 Jahren in Nicaragua mit musikalischen Interpretationen verschmelzen lässt, hatte am 8. Oktober Premiere. Sie wird noch mehrfach zu erleben sein. „Wo und wie entscheiden wir noch“, sagt dazu Jan Boomers.